Fabelhafte Reise durch Kuba!

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Fabelhaft! Zur Buchreihe, die Autor Stefan Stadtherr Wolter während der Pandemie kreierte (5 Bände), gehört auch der „Sehnsuchtsort Karibik“:  „Fabelhafte Reise durch Kuba und Kreuzfahrt zu den Kleinen Antillen“ (17.99  €), lautet der  Titel des Buches, das zwei Reisen vereint. Gegensätzlicher geht es kaum: Hier das oftmals spartanische und dennoch farbenfrohe Leben in Kuba (2007), dort das üppige Treiben auf der AIDAdiva  –  mit wohlorganisierten Ausflügen zu den „ABC-Inseln“ Aruba, Bonaire und Curacao sowie St. Vincent, Barbados, Grenada, Martinique, Dominika, Guadeloupe und die Dominikanische Republik (2015). 

Abenteuerlich geht es vor allem auf Kuba zu. Ganze vier Woche umrundet der Autor mit seinem Reisebegleiter Michael die „Perle der Karibik“. Er beobachtet Land und Leute, befasst sich mit dem, was man gesehen haben sollte und interessiert sich für die geschichtlichen Hintergründe. 

„Wie waren wir gespannt auf den ‚Sozialismus unter Palmen‘ für den die berühmten Revoluzzer Che Guevara und Fidel Castro mit Widerstandskämpfern und Sympathisanten die Voraussetzungen schufen“, resümiert der Autor im Nachhinein und stellt fest: „Die Geschichte der  Revolution begegnete uns auf Schritt und Tritt. Interessiert  besahen wir uns die Propagandaplakate, oftmals farbenfreudiger gestaltet als ehemals in der DDR und in der Regel auf den kubanischen Sonderweg zugeschnitten. Die  authentische Spuren einbeziehende Erinnerungskultur ist berührend. Wir erlebten ein Land, das sein koloniales Erbe  nicht verleugnete, von der Substanz zehrte, aber auch Innovationen auf den Weg brachte. Das 1994 eingeführte doppelte Währungssystem wurde 2020 aufgehoben. Doch ist zu befürchten, dass Touristen noch immer eifrig ‚umworben‘ werden.“

Mangelwirtschaft und bescheidene Lebensverhältnisse begegnen im Buch auf fast jeder Seite. Ebenso die einfallsreichen Versuche der dennoch lebensfrohen Einheimischen, von den damals nur wenigen Touristen im Lande zu profitieren. Hier und da lädt das sogar zum Schmunzeln ein. 

Bis heute unverändert sind vor allem die Sehenswürdigkeiten, deren Schilderung das Buch auch nach fast zwei Jahrzehnten noch zum perfekten Begleiter einer Kubareise machen. In Havanna, wo nach einer abenteuerlichen Odyssee schließlich am umtosten Malecon Unterkunft gefunden ist  – im legendären Deauville, dem einstigen Spielcasino – geht es auf Stadterkundung. Lebensnah, authentisch, immer entlang der alten Straßenkreuzer und faszinierenden Kolonialarchitektur, mal liebevoll restauriert, oftmals aber in morbidem Charme. „Die Straße ‚Industria‘“, schreibt etwa Stadtherr Wolter, „mag auf die weltberühmte Zigarrenfabrik ‚Partagas‘ hindeuten, einer Fabrik im Stil der Gründerzeit, aus der es klopft, trampelt und singt. Was geht dort drinnen vor sich? Es scheint tatsächlich so, dass die Frauen beim Zigarrendrehen, in Handarbeit, inbrünstig singen. Bekannt wurde die Fabrik nicht nur durch ihre Markenzigarren, sondern auch durch die Vorleser, die hier früher den Frauen während der Arbeit Kurzweil boten.“ (S. 21)

Von  Havanna  geht es zunächst ein paar Tage an den beinahe unberührten Strand von Playa del Este. „13 Uhr stehen wir am karibischen Strand. Wie unsagbar schön! Das türkisfarbene Meer leckt den feinen weißen Sandstrand und begeistert und voller Freude tollen wir zwischen den stolzen Palmen umher und ins Wasser hinein. Zurückgekommen suche ich mir ein sauberes Plätzchen im Schatten einer Palme. Doch was ist das? Unzählige kleine Krebse, die auf ein Stück intakte Natur schließen lassen, huschen an uns vorüber, um rasch in einem Sandloch zu verschwinden. Was für ein interessantes Schauspiel!“ (S. 42). Im atemberaubend schönen Viñales-Tal im Südosten der Insel, nimmt die Gruppe, der sich die beiden inzwischen angeschlossen haben, am Mahl eines inoffiziellen privaten Paladar  teil – ein „plattgeklopftes knuspriges Spanferkel mit Maniok“. Nicht ohne Gewissensbisse: „Zwei junge Familien scheinen hier zu wohnen, von denen ein kleines Kind im Laufstall vor einem dieser halbfertig gebauten Häuschen steht und friedlich spielt. Was für ein Leben inmitten der Natur! So sitzen wir da im Kerzenschein und lassen es uns gut gehen. (…) Bis auf den Wein sehr zufrieden, pilgern wir gefräßige Raupen durch die Dunkelheit zurück. Doch eine Schrecksekunde folgt noch. An der Mündung des dunklen Weges zur Straße hin begegnet uns ein Auto, aus dem der Fahrer fragt, ob das Essen gut war. Achim antwortet, es sei Bestens gewesen und bekommt gleich darauf  Zweifel. Ob das nicht vielleicht einer der Spione war, wie sie Kuba flächendeckend im Griff haben? Das könnte nun für die Familien Ärger geben.“  (S. 91)                

Aus der wundervollen Natur mit all dem beschriebenen Gesehenen und Geschmeckten (etwa in einer der Rum- und Likörfabriken) geht’s gen Santiago de Cuba am anderen Ende der Insel. Und zwar die etwas nüchterne Schweinebucht entlang, in den Abendsonnenschein über Cienfuegos hinein und dort auf die Dachterrasse des prächtigen Palacio de Valle hinauf. 

Es folgen zwei Tage in Trinidad, der eindrucksvollen Kolonialstadt mit grobem Kopfsteinpflaster und bunt angestrichenen Häusern mit davor Wind flatternder bestickter und geklöppelter Wäsche. Mit dem etwa 20 km entfernten malerischen Valle de los Ingenios, wo die Geschichte der Sklaverei bedrängend nahe geht, gehört Trinidad zum Weltkulturerbe.

„In der Spätnachmittagssonne nehmen wir auf den vielen Stufen seitlich des Kirchleins Platz und beobachten den Aufbau einer hölzernen Bühne vor einem der Stadtpaläste für das morgige Musikfestival. Da kommen wie in einem Gänsemarsch drei, vier Leute unserer Reisegruppe um die Ecke – angeführt von Werner in zitronengelbem Hemd, den Fotoapparat auf dem fülligen Bauch vor sich hertragend. ‚Guck mal‘, rufe ich lachend Michael entgegen, ‚wie Landgang bei ‚Traumschiff‘!‘ Die Idee zu einer Kreuzfahrt ist geboren!“ (S. 101)

Ehe es soweit ist, wird  Kuba weiter umrundet. Die ruhige Sierra Maestra hinauf, auf den Spuren der Revoluzzer, die vor allem in Santa Clara wieder begegnen, ins pulsierende und ein wenig schmutzige Santiago hinab; am Ende ins vergleichsweise langweilige Varadero. 

Im Jahr 2015 folgen die vielfältigen Eindrücke auf den Kleinen Antillen. Bei allem Genuss des AIDA-Komforts und der landschaftlichen Reize der Antillen mit ihren liebenswürdigen Menschen drängt sich dem reflektierenden Autor jedoch auch ins Bewusstsein, wie schuldig sich die europäisch geprägte Zivilisation einst in der Karibik machte – mit Vertreibung, Ausbeutung und Sklaverei. Am Ende steht das Fazit: „Wie fern und doch so nah sind uns die Geschicke der Menschen all dieser Inseln, die verschiedenen politischen Konstellationen und der melodienreiche, zu Herzen gehende Umgang mit dem Leben. Es bleiben die Eindrücke von atemberaubender Schönheit….“

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